Psychoanalytische Therapie in Gruppen

Einführung in die Psychoanalytische Gruppentherapie, Part 2


Teil II: ist bestimmt zur Information von Personen, die beschlossen haben, einer Therapiegruppe beizutreten, und die Teil I dieser Reihe schon gelesen haben.

Was soll ich in der Grttppe tun?
In der Gruppe haben Sie eine ungewöhnliche Gelegenheit, Ihre wahren Gedanken und Gefühle auszudrücken. Sie brauchen sich nicht zu zwingen, sich auf die eine oder andere Weise zu verhalten. Manche Leute beteiligen sich, wenn sie neu in einer Gruppe sind, von Anfang an aktiv; andere bleiben vielleicht eine Zeitlang schweigsam. Welche Tendenz Sie auch haben mögen, beobachten Sie, was die anderen im Verlauf der Sitzung tun. Machen Sie sich während der Zusammenkünfte immer ihre Gefühle bewußt.
Versuchen Sie auch, irgendwelche Vorgefühle vor den Zusammenkünften bewußt wahrzunehmen, ebenso Reaktionen, die Sie irgendwann nach den Sitzungen spüren. Früher oder später werden Sie sie in der Gruppe zum Ausdruck bringen wollen. Wenn Sie jedoch Schwierigkeiten haben, einige Ihrer Gefühle zu der Zeit in Worte zu fassen, zu der Sie sie empfinden, können Sie es vielleicht bei späteren Zusammenkünften tun. Falls sichdie Unfähigkeit zu sprechen fortsetzen sollte, ist es sinnvoll, diese Gefühle in einer Einzelsitzung mit dem Analytiker zum Ausdruck zu bringen.

Zur ersten Phase der Therapie gehört die Aufgabe, Gefühle identifizieren und klären zu lernen. So merkwürdig es scheinen mag: Viele Menschen sind sich häufig über ihre wahren Gefühle im unklaren und verwechseln sie mit »Meinungen«, »Wertvorstellungen« und »intellektuellen Auffassungen«, die häufig Rationalisierungen und Abwehr ihrer wahren Gefühle sind.

Einige Sitzungen werden vorübergehen, bevor Sie sich ganz darüber klarwerden, was wirklich in der Gruppe vor sich geht. Je mehr Sie sich beteiligen, desto mehr werden Sie spüren, worauf die Gruppe und der Analytiker hinarbeiten. Sie werden allmählich die dem Verfahren zugrundeliegende Bedeutung begreifen und emotionelle Teilnahme entwikkeln. Die Situation ist so, wie wenn Sie anderen beim Tanzen zusehen und dann selber tanzen—erst wenn Sie aktiv mitmachen, erkennen Sie, um was es wirklich geht. Darum haben Sie Geduld, mindestens während der ersten vier bis sechs Wochen.

Für eine Reihe von Menschen mögen die ersten Sitzungen etwas schwierig sein; sie fühlen vielleicht einen starken Impuls, aus verschiedenen Gründen, z. B. weil sie einige der Gruppenmitglieder ablehnen oder nicht mögen, die Gruppe zu verlassen. Gleichg ültig, wie stark diese Gef ühle sind: Es ist wichtig, ihnen nicht nachzugeben, sondern zu verstehen, daß ihre offene Erörterung in der Gruppe oder in einer Einzelsitzung wertvolles Material für tiefere Einsicht und tieferes Selbstverständnis liefert.

Sie werden bemerken, daß die Gruppenmitglieder eine Reihe von Dingen tun: Sie sprechen von früheren und aktuellen Erlebnissen, Problemen, Gedanken und Phantasien, die ihnen gefühlsmäßig wichtig sind; sie sprechen von Gefühlen, die sie bei früheren Zusammenkünften, zwischen den Zusammenkünften und—vor allem—während der laufenden Sitzung erlebt haben; sie sprechen über ihre Gefühle gegenüber anderen Mitgliedern und gegenüber dem Analytiker. Viele dieser Gefühle mögen Ihnen irrational vorkommen. Sie werden jedoch bald erkennen, daß Gefühle ihrer eigenen speziellen Logik folgen, und die Toleranz der Gruppe gegenüber jeder scheinbaren Irrationalität wird Ihnen helfen, solche Gefühle auch bei sich selbst zu entdecken und auszudrücken. Die Gruppenmitglieder bringen auch Träume zur Sprache und besprechen sie, da Träume zum Verständnis der emotionalen Probleme eines Menschen und seiner Art, sie zu handhaben, ein wesentlicher Faktor sind.

Manche Menschen mochten gefühlsmäßig einige ihrer Gedanken verbergen, weil sie ihnen schockierend, peinlich oder lächerlich erscheinen, oder sie wollen vielleicht nicht ein anderes Mitglied in seinen Gefühlen verletzen oder sich die Abneigung irgendeines Gruppenmitgliedes zuziehen. Achten Sie darauf, jedes derartige Widerstreben zu äußern, denn die wahrheitsgemäße Äußerung lhrer Gefühle ist von höchster Wichtigkeit und für den Fortschritt absolut notwendig. Man muß sich klarmachen, daß es sich hier nicht um eine gesellschaftliche Situation üblicher Art handelt. Hier kann die Äußerung negativer Gefühle höchst hilfreich sowohl für die anderen Gruppenmitglieder als auch für Sie selbst sein.

Wenn Sie sich in der Gruppe wiederholt blockiert fühlen sollten und unfähig, sich zu äußern, oder wenn Sie nicht mehr wissen, was Sie sagen wollten, kann Ihr Analytiker vorschlagen, daß Sie sich im Geist vorher eine Liste der Gefühlserlebnisse, Träume und Gedanken vorbereiten, die Sie vorher gehabt haben und über die Sie bei der Zusammenkunft sprechen wollten. Wenn Sie sich trotzdem auf nichts besinnen können, können Sie solche Punkte aufschreiben und diese Notizen in der Gruppe benützen. Gewöhnlich ist jedoch die spontane Reaktion in der Gruppe mehr wert als vorbereitetes Material. Wenn Sie lhre Tendenz zum Blokkieren allmählich durcharbeiten und es leicther finden, sich spontan zu äußern, werden Sie diese Stützen nicht mehr brauchen.

(To be continued soon.)